Das
ehrsame Handwerk der Flößer ist mit der Geschichte von
Wolfratshausen eng verwurzelt. Schon 1440 bestand eine
Flößerordnung. Baumaterialien und Sperrgut wurden auf
der Loisach und der Isar bis München, Wien und sogar bis
zum Schwarzen Meer gebracht (z. B. zum Bau der Münchner
Frauenkirche im 15. Jahrhundert - der Transport einer
Brauerei-Sudpfanne zur Weltausstellung nach Wien 1904). Mit dem Bau der Eisenbahnlinie München - Wolfratshausen - Kochel im Jahre 1896 wurde den Flößern jedoch mehr und mehr ihre Existenz genommen. Eine Bahnfahrt war bedeutend schneller und vom Wetter unabhängig. Nach dem 2. Weltkrieg begannen die Vergnügungsfloßfahrten auf der Loisach ab der Weidacher Floßlände, die heute einmalig in Europa sind. Die große Nachfrage aus ganz Deutschland übersteigt heute bei weitem das Angebot; d. h. die Flößereibetriebe können die Nachfrage nicht befriedigen. Der Hauptgrund liegt in der personellen Situation. Das Handwerk der Flößer hat keinen Nachwuchs; die Vergnügungsfloßfahrten finden ja auch nicht das ganze Jahr über, sondern nur von Mai bis Mitte September statt. Mit ungelernten Arbeitern kann man hier nicht arbeiten (denken Sie an die Gefahr für die ganze Floßgesellschaft, wenn das Floß nicht sicher durch die Floßgassen gesteuert wird), sondern es werden hier gelernte Fachkräfte mit Verstand, Geschicklichkeit und Gespür und auch mit Kraft benötigt. Es können auch nicht beliebig viele Flöße eingesetzt werden; ganz abgesehen davon, daß eine Kette von Flößen sicherlich den Reiz dieser romantischen aber auch feuchtfröhlichen Fahrt nehmen würde. Im Mühltal befindet sich die längste Floßrutsche Europas (18 m Schußfahrt auf dem Wasser). Eine bestimmte Wassermenge der Isar wird für die Stromerzeugung im dort befindlichen Kraftwerk benötigt. Um die Flöße gut über die Floßrutsche zu bringen, muß das Wasser zuerst aufgestaut werden, damit die nötige Wassermenge erreicht wird. Das Wasser spielt natürlich bei der Floßfahrt eine t r a g e n d e Rolle. Bei Trockenperioden kann eine Floßfahrt wegen zu geringem Wasserstand nicht durchgeführt werden bei Hochwasser wäre eine Floßfahrt viel zu gefährlich. Übrigens dauert eine Floßfahrt von
Wolfratshausen nach München je nach Wasserstand bis zu 7
Stunden. Es ist also auch nicht möglich, daß ein Floß
zweimal am Tag nach München fährt, wie viele meinen.
Das Floß wird an der Thalkirchner Floßlände in
München auseinandergebaut und die gewaltigen
Floßstämme werden mit einem Sattelschlepper wieder nach
Wolfratshausen gebracht, wo sie meistens am nächsten Tag
frühmorgens in ca. 2 Stunden mit 120 Eisenkeilen,
Drahtgeflecht und Querhölzern wieder zu einem Floß
zusammengebaut werden.
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