Die
Lokalbahn Amstetten - Gerstetten ist eine Nebenbahn zu
der Hauptstrecke Stuttgart - Ulm - München, auf der auch
der legendäre Orient Express auf seinem Weg von Paris
nach Konstantinopel verkehrte. Von Stuttgart nach Ulm
überwindet die Hauptstrecke die europäische
Wasserscheide zwischen Rhein und Donau, die Schwäbische
Alb. Über die Steilrampe "Geislinger Steige"
erklimmt sie die Passhöhe bei Amstetten, um dann nach
Ulm in die Donauebene hinabzusteigen. Genau auf der Passhöhe im Bahnhof Amstetten hat die normalspurige Lokalbahn ihren Ausgangspunkt. Gleich hinter Amstetten steigt die Bahn über eine Steilrampe von 25 ‰ und von 5 km Länge, in engen Kurven bis zu 200m Halbmesser auf die Albhochfläche. Auf der leicht hügeligen Hochfläche beschreibt die Bahn einen weiten Bogen, um nach 20 km und nach einer Fahrzeit von einer Stunde in dem Endbahnhof Gerstetten anzukommen. An rund 10 Sonn- und Feiertagen von Mai bis Oktober verkehrt der historische Dampfzug zwischen Amstetten und Gerstetten nach einem festen Fahrplan. An einem Wochenende Anfang Dezember fahren die Nikolauszüge. Schließlich fahren über das ganze Jahr verteilt gecharterte Züge, zum größten Teil mit einer Diesellokomotive, aber auch mit Dampftraktion. Alle Züge, das heißt der ganze Eisenbahnbetrieb wird vom Verein UEF Lokalbahn Amstetten - Gerstetten e.V., kurz UEF LAG, durchgeführt. Seit 1997 ist die UEF LAG Besitzer und Betreiber der Lokalbahn. Der historischer
Dampfzug besteht aus der Tenderlok 75 1118 und sechs
Plattformwagen. Die Tenderloks der Baureihe 75, badisch
VIc8-9, wurden von 1911 bis 1914 von badischen
Maschinenbaufabriken gebaut und sie waren in ganz
Deutschland in vielen Betriebsdiensten im Einsatz, auch
vor D-Zügen und bei der Berliner S-Bahn. Die
Plattformwagen, im Volksmund auch Donnerbüchsen genannt,
wurden in den zwanziger Jahren in ganz Deutschland und in
Österreich eingeführt und sie verkörperten bis weit
nach dem zweiten Weltkrieg die Ära der Personenzüge.
Die Zuggarnitur besteht aus vier Sitzwagen, einem
kombinierten Pack- und Sitzwagen und einem Speisewagen.
Letzterer entstand aus einem Sitzwagen, den die UEF LAG
umgebaut haben Bis in die 50er Jahre wurde der Personen- und Güterverkehr mit Dampfzügen betrieben. Die letzten vier Jahrzehnte bis zur Stilllegung durch die WEG war ein Triebwagen das einzige Triebfahrzeug, er beförderte die Reisenden und zog die Güterwagen. Die Vorherrschaft des Kraftfahrzeuges führte 1996 schließlich zur Einstellung des Bahnbetriebes aus wirtschaftlichen Gründen. Rettung und
Wiederbelebung der Bahn Für den Unterhalt der Lokalbahn haben die UEF LAG Schienen-Baufahrzeuge sowie Ausrüstungen und Werkzeuge für die Werkstatt im Lokomotiv-Schuppen angeschafft. Zwei Kleindiesellokomotiven und eine Draisine wurden von befreundeten Firmen und Eisenbahnvereinen zur Verfügung gestellt. Der Erfolg der
Lokalbahn Im Empfangsgebäude von Gerstetten wurden zwei Museen eingerichtet, von der Gemeinde das erdgeschichtliche Riff-Museum und von den UEF LAG das auf die Lokalbahn ausgerichtete Eisenbahnmuseum. Auch die anderen Stationsgebäude wurden wieder hergerichtet. Besonders hervorzuheben ist das Bahnhofsgebäude von Gussenstadt, das ein Privatmann zu einem Schmuckstück restauriert hat. Der neueste Erfolg ist die Rückkehr der Deutschen Bahn AG auf die Strecke der Lokalbahn. Von Mai bis Oktober fahren Triebwagen der DB AG nach Gerstetten, und zwar an Sonntagen ohne Dampfbetrieb "Verkauf"
von Schienen-Metern Die UEF LAG setzt die
Aktion "Symbolischer Verkauf von Schienenmetern für
25,-- €/m" trotzdem fort. Auskunft gibt Familie
Berka, Waldstr.11, 89284 Pfaffenhofen, Tel./Fax 07302
6306. Mit den zusätzlichen Einnahmen kann die UEF LAG
neben der Rettung und den regelmäßigen
Hauptuntersuchungen (HU) auch weitere Vorhaben leichter
schultern. Besonders zu erwähnen sind für 2003 die im
AW Meiningen durchgeführte Fahrwerks-HU der 751118 für
160.000 € und die Erneuerung des Bahnüberganges in
Amstetten für über 50.000 €. |